MycoLutions: Nachhaltige Innovationen für Akustik und Dämmung

Ein Interview mit Helge Schritt, Mitbegründer von MycoLutions GmbH

Frage: Herr Schritt, was genau ist MycoLutions, und wer steckt hinter der Firma?
Antwort: MycoLutions entwickelt innovative, myzelbasierte Materialien, die sowohl die Raumakustik optimieren als auch als energieeffiziente Wärmedämmung dienen. Wir setzen auf lokale Reststoffe, die mithilfe von Pilzmyzel zu kompostierbaren Plattenwerkstoffen verarbeitet werden. Dadurch fördern wir schadstofffreie, gesunde Wohn- und Arbeitsräume. Gegründet wurde MycoLutions von David Gradl, Thies Lingner und mir, Helge Schritt. Uns verbindet das gemeinsame Studium der Umwelttechnik an der HAW Hamburg.

Frage: Wie kam es zur Gründung von MycoLutions und seit wann gibt es das Unternehmen?
Antwort: Die MycoLutions GmbH wurde im Mai 2023 gegründet. Die Idee entstand während eines Masterseminars an der Leuphana Universität Lüneburg, das sich mit Cradle-to-Cradle-Produkten beschäftigte. Ich habe das Thema in meiner Masterarbeit vertieft. Gemeinsam mit David und Thies haben wir die Idee weiterentwickelt und durch das EXIST-Gründungsstipendium auf den Weg gebracht.

Frage: Wie entstand die Idee, aus diesem Material Dämmstoffe und Akkustiklösungen herzustellen?
Antwort: Die Basis war das erwähnte Masterseminar zu kreislauffähigen Produkten. Während meiner Masterarbeit erkannte ich das Potenzial von Myzelmaterialien, insbesondere im Bereich nachhaltiger Dämmstoffe und Akustiklösungen.

Frage: Gibt es bereits vergleichbare Produkte, und wer sind Ihre Hauptkonkurrenten?
Antwort: Es gibt ähnliche Produkte, jedoch keine direkten Konkurrenten in Deutschland. In den USA ist Ecovative ein Vorreiter, während in Europa Firmen wie die Magical Mushroom Company und Grown Verpackungen aus Myzelmaterialien anbieten. Im Akustikbereich ist der italienische Anbieter Mogu aktiv. Unser Ziel ist es, uns als erste deutsche Firma in diesem Bereich zu etablieren.

Frage: Wer sind Ihre Hauptkunden, und wo kommen Ihre Produkte zum Einsatz?
Antwort: Unsere Hauptkunden sind Hersteller von Akustikprodukten, die wir im Rahmen eines indirekten B2B-Vertriebs beliefern. Der Fokus liegt auf Büros und Gastronomiebetrieben. Zudem vertreiben wir eigene Akustikabsorber direkt an diese Zielgruppen.

Frage: Was sind die größten Herausforderungen für Sie als Startup?
Antwort: Die größten Herausforderungen sind die Skalierung der Produktion, insbesondere hinsichtlich Finanzierung und Prozessentwicklung, sowie der Aufbau eines breiteren Vertriebsnetzwerks.

Frage: Wie hat das Enterprise Europe Network (EEN) Sie unterstützt?
Antwort: Das EEN berät uns zu Fördermitteln und hat uns auf eine Ausschreibung aufmerksam gemacht, die uns eine finanzierte Reise zur Viva Technology nach Paris ermöglichte. Zudem wurden wir bei der Antragstellung für die Up2Circ-Förderung unterstützt, auch wenn der Antrag letztlich leider nicht bewilligt wurde. Im Februar können wir beim SustainableSolutionsMatch-Event pitchen – eine hervorragende Möglichkeit, um neue internationale Kooperationspartner zu gewinnen. Auch bei der Erstellung von Angeboten für die europäische Kooperationsdatenbank hat das EEN geholfen.

Frage: Welche Unterstützung wünschen Sie sich noch vom EEN?
Antwort: Wir erhoffen uns weitere Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung unserer IP-Strategie, insbesondere in den Bereichen Patentberatung, Patentanmeldung und der Identifikation geeigneter Finanzierungsmöglichkeiten.

Frage: Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Antwort: Unser Ziel ist es, Myzelmaterialien bis 2030 als nachhaltige Alternative zu Styropor zu etablieren. In den nächsten fünf Jahren planen wir, eine Demonstrationsanlage zu errichten, um Akustiklösungen im größeren Maßstab für B2B-Kunden bereitzustellen. Damit möchten wir unsere Produktion schrittweise ausbauen und unsere Position als Vorreiter für Myzelmaterialien stärken.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute für Sie und das Unternehmen.

 

Bild: David Gradl, Thies Lingner, Helge Schritt; 2024